Osterferien mit Familienbesuch

Veröffentlicht auf von liviinbeirut

Die Osterferien sind vorbei und damit leider auch der Besuch meiner Eltern und meiner Schwester Laura. Eine aufregende, aber gleichzeitig erholsame und genussvolle Zeit liegt hinter mir.

 

Doch zunächst möchte ich, da ich im letzten Bericht mit einem eher kritischen Thema geendet habe, vom Ausgang unserer sogenannten „Food-Revolution“ erzählen. Das Gespräch mit unserem Dekan George Sabra und der Sekretärin der NEST Maruzella verlief nach meinem Empfinden sehr gut und wir konnten uns auf einen vierwöchigen Essensplan einigen, um zum Einen wieder mehr Varietät in den Menüablauf zu bekommen und zum Anderen eine bessere Kalkulierbarkeit für das Küchenteam zu garantieren. Man kann sich nun für unbeliebte Gerichte oder Tage, an dem man schlichtweg anderes vorhat, austragen. Außerdem konnten wir einige Verbesserungsvorschläge bezüglich der Zubereitung der Gerichte äußern, die merklich – wenn auch nicht in ihrer Gesamtheit – umgesetzt wurden. Auch wenn Einige unter uns mit diesen kleinen Schritten zur Verbesserung noch nicht völlig zufrieden sind, fühle ich mich persönlich deutlich wohler und denke dass ich die letzten 2 ½ Monate gut mit dieser Situation leben kann. Der Kontakt zur Küchencrew in Form von Mithilfe hat sich bisher leider noch nicht verwirklicht, aber durch ein lobendes Wort in diesem oder jenem Moment scheint sich die Distanz wenigstens ein bisschen mindern zu lassen.

Jeneid, Mohammed & ichunser netter Küchtrupp 

 

 

 

Nun zu den Ereignissen der letzten Wochen:

 

Wie es so ist häuften sich vor Beginn der Osterferien die Termine, gerade was Gastvorlesungen und Konferenzen betrifft. Eine kurze Zusammenfassung der Themen und Redner soll an dieser Stelle genügen:


Dr. Edward Alam, Professor der Notre Dame University im Libanon, sprach unter dem Titel „From Regensburg to Istanbul“  über Papst Benedikt XVI und seine impliziten Stellungnahmen zum Islam in seiner Rede an der Uni Regensburg 2006. Alam erschien hier als Advokat des Papstes und argumentierte, dass der Papst mit seinem Zitat des spätmittelalterlichen byzantinischen Kaisers Manuel II Palaiologos zur Rolle der Gewalt im Islam keine Kritik des Islam an sich interndiert hatte, in diesem Moment auch nicht interreligiöser Dialog im Mittelpunkt seiner Rede stand, sondern das Thema Glaube und Vernunft behandeln wollte.  „Nicht vernunftgemäß handeln, ist dem Wesen Gottes zuwider (…) Für die moslemische Lehre hingegen ist Gott absolut transzendent. Sein Wille ist an keine unserer Kategorien gebunden und sei es die der Vernünftigkeit.“ Es ginge hierbei lediglich um eine Kritik an einer bestimmten Auffassung eines islamischen Gelehrten namens Ibn Hazam, nämlich dass Gott auch nicht durch sein eigenes Wort gehalten sei und dass nichts ihn dazu verpflichte, uns die Wahrheit zu offenbaren. Die Regenburger Rede sei an keiner Stelle eine Kritik am muslimischen Glauben per se. Er habe für die Analogie zwischen menschlicher Vernunft und göttlicher Weisheit und vor allem dafür plädiert, dass Gott an die Wahrheit und das Gute gebunden sei, schlicht deshalb weil er kein Willkür-Gott sei. Wenn auch etwas einseitig popistisch argumentierend (in unseren Kreisen als sog. „Brownnoser“ verschrien) gab Alam zumindest ein für meine Begriffe erwähnenswertes Statement von sich: “A readiness to be broken is the core of every attempt of religious dialogue.” Auch wenn der Ausdruck „brokenness“ zunächst einmal eher negativ anmutet – sein Statement enthält die durchaus wahre Annahme, dass eine Offenheit dem anderen gegenüber, die bis zur Bereitschaft reicht, eigene Überzeugungen zu überdenken und gegebenenfalls zu überarbeiten, wichtigste Voraussetzung für einen fruchtbaren Dialog ist.


Gleich in der nächsten Woche folgte eine Vortragsreihe von Dr. Antonie Wessels - Theologe aus Holland und Spezialist in interreligiösem Dialog - in der er an drei Tagen in Folge sein neues Werk „Torah, Gospel and Qur’an: Three Books, Two Cities, One Story“ zu vorstellen gedachte. Ich ging mit relativ großen Erwartungen an dieses Event heran, da ich schon in Deutschland den ein oder anderen Artikel von ihm und für die Hausarbeit im letzten Semester zum Thema „Future of Christianity in the Middle East“ sein Buch „Arab and Christian?“ (1995) gelesen hatte. Um mich kurz zu fassen: Ich war enttäuscht. Hatten seine Gedanken in schriftlicher Form Tiefe und argumentative Kohärenz bewiesen, so waren seine Vorträge eher flach und inkonsistent. Immer wieder kam man in den Diskussionsrunden auf die Problematik Pluralismus und Wahrheitsanspruch des Christentums/ genuin christliche Soteriologie zu sprechen. Ist das Heil nur durch Christus als Sohn Gottes zu erlangen oder bieten andere Religionen gleichbedeutende und gleichwertige Heilswege? Wie geht man mit der muslimischen Auffassung Mohammad sei das Siegel der Propheten um? Wie viel Christologie/christlichen Soteriologie kann man im interreligiösen Dialog mit einbringen, wie sehr muss man christlichen Überzeugungen verschweigen oder sogar verleugnen um einer pluralistischen Heilsauffassung gerecht zu werden? Kann man als Pluralist an der Trinität festhalten? Zweimal zitierte Wessels einen Kollegen der Theologie, dass die Bedeutung der Trinität darin liege das Jesus eben nicht identisch mit Gott sei. Zumindest eine klare Aussage inmitten einer sonst allzu schwammigen und ausweichenden (wesselig-wässrigen) Erwiderung auf Kritik von Seiten des Publikums. Doch ist nur Jesus nicht identisch mit Gott oder ist auch Christus nicht identisch mit Gott? Welche Christologie verbirgt sich dahinter? Ist dort überhaupt noch Christologie aufzuspüren? Fragen, die auch nach den Diskussionsrunden offen bleiben müssen.

Antonie Wessels


In derselben Woche trugen sich zwei weitere spannende Begegnung zu. Zum Einen hörten wir im Rahmen unseres Kurses „Old Testament in Middle Eastern Perspectives“ Peter Walker vom Oxford Seminary über Jerusalem als Stadt Gottes sprechen. Zunächst erwähnte er drei verschiedene Wege innerhalb der christlicher Geschichte, Jerusalem zu interpretieren: (1) Inkarnativ, d.h. das physische Jerusalem wird zu einem wichtigen Referenzpunkt als Pilgerstätte. Dies sei der katholische Weg, vertreten sowohl von Kyrill als auch von den Kreuzrittern. (2) Ablösend, d.h. das irdische Jerusalem wurde von etwas Größerem abgelöst und überholt. Dies sei der protestantische Interpretationsweg, eingeschlagen von Eusebius und zur Zeit der Reformation. Schließlich (3) der restaurative Weg, vertreten von Zionisten und Dispensationalisten, die für eine Wiederherstellung Jerusalems (bzw. Israels) in heutige Zeit plädieren und vor allem in evangelikalen Kreisen ihre Anhängerschaft finden. In seinem Gang durch Altes Testament, Evangelien und Apostelbriefe wurde deutlich, dass er sich deutlich gegen eine nationalistische Interpretation Jerusalems, d.h. gegen jüdischen Nationalismus ausspricht. Das messianische Geheimnis des Neuen Testaments beinhalte eine implizite Kritik an der theologischen Interpretationstradition zum Thema Landgabe und –versprechen, die aus dem Alten Testament gezogen wurde. Die Restauration sei nicht politisch, sondern himmlisch – nicht das geographische Jerusalem, sondern das himmlische Reich Gottes durch die Wiederkunft Christi sei das Ziel. Hier also mal eine ganze andere Perspektive als sie uns Wessels präsentierte. Stark christo-zentrisch argumentierend gab es für Peter Walker keinen Weg daran vorbei, das Alte Testament auf Christus hin zu interpretieren und diese Interpretation auch allen Menschen im Heiligen Lande näher zu bringen. Auf die Frage hin, ob eine christo-zentrische Auslegung der Landesverheißung des Alten Testaments seiner Meinung nach wirklich im Israel-Palästina-Konflikt zu helfen vermag, geriet Mr. Walker etwas ins Straucheln. Seine Thesen seien vor allem für christliche Zionisten bestimmt, um sie darauf aufmerksam zu machen, dass eine politische Interpretation der Landverheißung so ihre Tücken habe und auch aus christlich-theologischer Sicht nicht unbedingt zu vertreten sei. Wegweisenden Eckpunkte für einen jüdisch-christlichen Dialog zu finden, seien hier nicht auf dem Programm gewesen.


Das andere Zusammentreffen ähnlich aufschlussreich, wenn auch weniger polarisierend, fand in Dahie, dem shiitischen Südviertel Libanons, statt. Wir trafen uns gemeinsam mit der Reisegruppe der Marburger Uni für Theologie mit dem Sohn eines sehr wichtigen und beliebten, erst kürzlich verstorbenen Scheich Muhammad Hussein Fadlallah. Dies kann man als große Ehre bezeichnen, da der Vater unseres Gesprächspartners zu Lebzeiten eine bedeutende Rolle für Shiiten im Libanon eingenommen hat, viele Reformen durchgeführt hat und eine wichtige Referenzperson in theologischen, interreligiösen oder auch religions-praktischen Fragen für seine Glaubensbrüder war und damit über großen Einfluss verfügte. Das Gespräch beinhaltete allerdings leider nur (wesselig-wässrige) Aussagen über die ach so vielen Gemeinsamkeiten zwischen Christentum und Islam, gerade was Moralkodex und Sozialverantwortung angehe. Differenzen wurden entweder verschwiegen oder kleingeredet – nach Meinung Sayyed Ali Fadlallahs dürfte es an sich gar keine Probleme geben.

Sayyed Fadlallah & wirSayyed FadlallahSayyed Fadlallah & Nayla Tabbara


Nun zum letzten Vortrag der letzten Zeit: Erneut im Rahmen unseres Seminars „Old Testament in Middle Eastern Perception“ sprach ein weiteres Kind aus berühmter Familie: Safiyyah Saadah, Tochter Antun Saadahs, der 1949 nach dem Versuch eines Militärputsches im Libanon von der Regierung hingerichtet wurde. Als Gründer der Syrischen National-Sozialistischen Partei war die Wiederherstellung eines Groß-Syrischen Reichs, das nicht nur Libanon und Syrien, sondern auch Palästina, Jordanien, Irak, Kuwait und Zypern umfasst und gänzlich säkularer Natur  sein soll, auf seiner Agenda. Nationalismus basiert nach diesem Konzept weder auf Religion, noch auf Sprache, sondern orientiert sich an einer einstigen historisch, kulturell und geographischen Einheit im Großraum Syrien (bekannt unter dem Namen „Bilad al-Sham“). Was wir hier geboten bekamen, war eine anti-israelische Hetzrede vom Feinsten. Israel sei kein demokratischer Staat, weil Oppositionsbewegungen von vornherein unterbunden und vernichtet würden, hieß es zum Beispiel. Ein Dialog mit den Verantwortlichen wäre nicht denkbar, da sie sowieso nur den Mord ihrer Gegner im Sinn hätten. Zwar gab sie an, ihr Vater, die Partei und sie selbst hätten und würden stets zwischen Zionismus und Judentum trennen, die Religion Judentum an sich also nicht verurteilen, doch die Äußerungen und Vorgehensweisen ihres Vaters beweisen eindeutig Gegenteiliges. Zionismus sei letztendlich eine europäische Initiative mit dem Ziel den Mittleren Osten zu kontrollieren. Die Nähe zu und Beeinflussung durch europäische, bzw. dezidiert deutsche faschistische Bewegung, stritt sie ab (siehe Logo der Partei; eine Ähnlichkeit mit dem Hakenkreuz ist kaum von der Hand zu weisen). Es handele sich beim Programm ihrer Partei, bzw. der ihres Vaters, nicht um Rassismus. Man sei sich lediglich der Klassenunterschiede zwischen Individuen und auch Völkern bewusst. Mein Vater, der zu diesem Zeitpunkt schon zu Besuch war und am Vortrag teilnahm, konnte hier sicherlich ein gutes Bild von der teilweise sehr anti-israelischen Stimmung im Libanon und von den engstirnigen und unfassbar unreflektierten Meinungen einiger Politiker/ Theologen gewinnen.

150px-Logo of the Syrian Social Nationalist Party.svg


Nun aber zu den Osterferien, zum Familienbesuch und zu Ausflügen und Unternehmungen:

Eine Woche vor Ankunft meiner Eltern schlossen Kati, Natalia und ich uns der Marburger Reisegruppe an und fuhren in die Bekaa-Ebene um dort Baalbek und Anjaar zu besichtigen. In Baalbek, zwischenzeitlich von Alexander dem Großen in Heliopolis (Stadt der Sonne) umbenannt, sahen wir uns die beeindruckenden Überreste einer antiken römischen Stadt an. Zwar hatten hier schon weit früher, schätzungsweise im 3. Jahrtausend v.Chr. die Phönizier gesiedelt und bereits 1000 v.Chr. war hier ein Tempel für die Gottheit Baal (daher der Name) erbaut worden, doch der Großteil der Bauten und Ruinen stammt aus der Zeit Cäsars, der mithilfe von ca. 200 000 Sklaven eine eindrucksvolle römische Stadtkolonie errichtet hatte. Zur Zeit Konstantins und später Theodosius‘ wurden einige Tempelbauten in Basiliken umgebaut, doch die Stadt blieb jeher ein Zentrum für pagane Religionspraktiken.

Auf dem weiteren Plan stand sodann Anjaar, eine hauptsächlich Armenisch besiedelte Stadt. Die Stadt wurde von armenischen Flüchtlingen nach dem Genozid 1915/16 in der Türkei gegründet. Dort besuchten wir zunächst Herrn Spangenberg, der maßgeblich bei der Erhaltung und Administration der dortigen Protestantischen Schule beteiligt ist, die 1957 vom Evangelischen Hilfsbund in Anjaar gegründet wurde. Danach besichtigten wir die Ruinen einer alten Umayyaden Stadt. Zwar nicht ganz so beeindruckend wie Baalbek, doch konnten wir hier die Ruinen einer alten Moschee, eines großen Cardo Maximus, öffentlicher Badanlagen usw. begutachten. Deutlich wurde vor allem, wie viel in diesen frühen Tagen Muslimischer Herrschaft auf altbewährte Baukunst, Architektur und Kultur der Römer und Griechen zurückgegriffen wurde.


Am ersten April landeten endlich meine Eltern, ganz ohne Scherz. Mit ihnen kam sogleich der Sommer im vollsten Umfang nach Beirut – alles blüht, Sonnenschein, warme Temperaturen und fröhliche Gesichter.

Sogleich starteten wir mit einem Spaziergang nach Downtown Beirut, vorbei an wunderschönen Bauten und zerschossenen Ruinen, zum Place de l’Etoile, wo uns Johnny ein gutes Restaurant namens Karam empfohlen hatte. Wir genossen die gute libanesische Küche und freuten uns stießen auf die Wiedervereinigung an. Den nächsten Tag begannen wir mit einer erfrischenden Schwimmrunde im Pool, woraufhin ich Mami und Papi zu den Pigeon Rocks scheuchte, um danach der alltäglichen Andacht und dem Kaffeetrinken in der NEST beizuwohnen. Gleich am nächsten Tag führte ich sie gemeinsam mit Johnny und Giro in die Kunst des „Leiling“ ein – was so viel heißt wie gut zu dinieren. Libanesische Mezze, libanesischer Wein & Bier, Nargileh, gute Gespräch – so soll es sein.

DowntownPigeon RocksDie Kunst des Leilingwilde Diskussionen zwischen Paps und Johnny

Der Mittwoch war dann mein letzter offizieller Unitag vor den Ferien, der mit einem schönen Ostergottesdienst in der NEST beendet wurde. Mein erster Chorauftritt und ein klassisches Stück von Beethoven, vorgetragen von Elly an der Violine, einer Cellistin und Lory am Klavier, machten es für meine Eltern und mich zu einem besonders schönen Ereigniss.


Chor beim OstergottesdienstLesung beim Ostergottesdienst

 

In das Nachtleben von Beirut mitsamt Arak in meiner Lieblings-bar Jackie O’s und Championsleague-viewing in meiner Dj-Bar Calibri konnten sich Mami und Papi gleich mit Bravur einfügen.Mittwochnacht kam dann auch schon der nächste Rami, namens Laura, an und so konnten wir am nächsten Tag nochmal eine Downtown-Gemmayzeh-Tour zu viert unternehmen. Ein erster Tagesausflug ins weitere Land führte uns mit unserem sehr lieben Fahrer Bassam ins lebhafte Tripoli, wo wir uns Souqs und Hafen anschauten und danach nach Byblos, um eine alter Kreuzritterburg zu besichtigen. Von den vielen neuen Eindrücken, von Lärm und Gewusel erholten wir uns in einem tollen Fischrestaurant am idyllischen Hafen von Byblos.

Trotz langem Ausflugs ließen es sich Laura und ich nicht nehmen noch einmal gemeinsam Hamra bei Nacht zu erkunden.

Elternabend im Jackie O's mit KhaledIn der al-Amin MoscheeFrühling!!Platz der MärtyrerSouq in Tripoli

Laura und das gequälte MarktgesichtLivi & die Kuh

am Hafen von TripoliPepe's FIshing Club in Byblos

one night out in hamradie Ra(h)mis

 


Am Sonntag gingen wir dann zum Ostergottesdienst in die Deutsche Gemeinde und verbrachten einen gemütlichen Tag am Meer. Mit einer neuen Runde „Leiling“ feierten wir das Osterfest in angemessener Weise - wahrlich freudenvoll und mit guten DiskussionenJ. Leider musste uns Laura bereits am Ostermontag wieder verlassen, denn ums malochen kommt man eben doch nicht drum rum. Am Abend konnten wir unserer Dreierrunde aber noch um das Ehepaar Sabra und das Ehepaar Badr erweitern, unter anderem um mich noch einmal für die nette Weihnachtseinladung zu revanchieren. Wir aßen bei unserem befreundeten Hassan, der lange Jahre ein Steakhaus in Hamburg betrieben hat und nun in Beirut, seiner einstigen Heimat, das Geschäft weiterführt.

Dinieren bei Hassan im SteakhouseOsteressen bei Leila

Der nächste Trip ins weitere Land ging in die Bekaa-Ebene. Wieder mit Bassam als Guide. So konnten auch meine Eltern einmal über die römische Anlage in Baalbek staunen, sich mit guten Nüsschen vom Souq eindecken und bei einer Nargileh und arabischen Kaffee die tolle Sicht mit Ruinen und Schneebergen im Hintergrund genießen. Von dort aus fuhr uns Hassan nach Qabb Elias, wo das Weingut des Weinhändlers meines Vertrauens, zugleich Chef über meinen Dj-Job im Calibri und Plauderfreund, befindet. Er ist dort Manager und führte uns gemeinsam mit der Tochter des Gründers des Weinguts in alte und neue Produkte ein, zeigte uns Andachtsraum mit Taufbecken aus einem alten Weinfass, Weinkeller und informierte uns über Produktion und Lagerung. Das Chateau St. Thomas ist mit Ksara das einzige Weingut, das über eine natürliche Grotte zur Weinlagerung verfügt und somit die optimale Temperatur in Sommer wie Winter garantiert.

BaalbekBaalbek und die BergeBacchus - TempelNargileh & Kaffee mit Bassam in TripoliWeinkellerWeinprobe


Gleich am nächsten Tag macht wir uns mit gemietetem Auto nach Sidon auf, um dort eine Wasserschloss aus Kreuzritterzeit zu begutachten, über die Souqs zu schlendern und uns eine Führung durch eine kleine Moschee inmitten der Souqs geben zu lassen. Diese Führung, mehr oder minder spontan und zufällig, gab uns zum Einen einen guten Eindruck von muslimischer Gastfreundlichkeit und Offenheit, zum Anderen aber auch in die Ausbildung junger Geistlicher, da die Moschee zufälligerweise eine Qur’anschule umschloss.  Wir sprachen über unsere gemeinsamen religiösen Vorfahren wie Abraham, Isaak, Ismael usw., wurden mit Halawiat (Süßigkeiten versorgt), durften einen Imam aus Jordanien kennenlernen und am Ende wurde mir noch ans Herz gelegt, den Qur’an zu lehren, da ich doch arabisch lesen und sprechen könne. Christentum und Islam sind eben Religionen mit einem genuinen missionarischen Anspruch – das wird einem in solchen Kontexten immer wieder bewusst.


SidonWasserschloss in Sidon
Halawiat in der MoscheeWasserschloss in Sidon


Auch in kultureller Hinsicht konnten Mami und Papi den Libanon, wie ich finde, recht gut entdecken. Zum Einen durch ein Theaterstück, zur Hälfte auf Englisch und zur anderen Hälfte auf Arabisch, vorgeführt von meinem Freund Mano und seiner Theatergruppe. Unter den Schauspielerinnen war auch die Schwester der bekannten libanesischen Schauspielerin Nadine Labaki (zu sehen in „Where do we go now?“ oder „Caramel“). Am nächsten Tag lud uns Johnny zum Konzert der Schwester seines Schwagers in Jounieh ein. Die Libanesin Joumana sang internationale und arabische Hits mit einer engelsgleichen Stimme und brachte nicht nur uns vier zum Tanzen. Ein gelungener Abschiedsabend für uns alle! Als Schlusswort für den Familienbesuch kann ich nur sagen Shukran!!! (und: heysaab min fadlak) J Es war unglaublich schön auch mal meinen Liebsten mein Leben im Libanon zu zeigen und noch dazu wurde ich in diesen zwei Wochen nach Strich und Faden verwöhnt, sodass ich die nächsten drei Monate hoffentlich ohne größeres Heimweh verleben kann.

Tanzen zu JoumanaKonzert JoumanaParty in Jounieh
Letzten Sonntag besuchte ich noch den Ostergottesdienst einer griechisch-orthodoxen Gemeinde in Downtown namens St. George. (Die Griechisch-Orthodoxe Kirche sowie die Kopten berechnen ihr Osterfest nach julianischem Kalender und waren somit dieses Jahr ein Woche später dran). Mitten auf dem Place de l’Etoile versammelten sich etliche Gläubige, die Kirche war Proppen voll und viele von ihnen lauschten tatsächlich über drei Stunden den Gesängen und der Predigt des Patriarchen Elias Aoude, der an diesem so wichtigen Fest seinen Weg nach Beirut gefunden hatte.

 


Griechisch-Orthodoxes OSterfest


Diese Woche hat nun die Uni wieder angefangen, die Studenten trudeln so langsam wieder aus dem Urlaub, dem Heimatbesuch oder der Familienokkupation zurück in die NEST ein und weitere zwei Monate Sommersemester im buchstäblichsten Sinne warten auf uns.

 

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